Gutachterliche Stellungnahme betreffend Denkmalschutz

ORF ZENTRUM KÜNIGLBERG

Teil 8 – Repräsentation

Eine Rolle, die man bei dem ORF-Gebäude auf jeden Fall beachten muss, ist neben dem (bau)künstlerischen Wert des Gebäudes, jener der Repräsentation.

Das Selbstverständnis mit dem sowohl der Generalintendant Bacher als auch Roland Rainer das Medium Architektur und seine Rolle als Repräsentant und Vermittler von kulturellen-repräsentativen Werten begriffen haben, wird durch die zahlreichen Veranstaltungen und Präsentationen belegt.

Ein wesentliches Merkmal der Architektur des „öffentlichen“ Teiles des ORF, mit seinem großen TV-Theater, dem langen Riegel der Verwaltung mit seinen imposanten Aufbauten des Richtfunkes, der expressiv gestaltete Teil des Hörfunks und schlussendlich der große Vorplatz mit seinem spiegelnden Wasserbecken und seiner inszenierten Vorfahrt, war die Kraft als Symbol für diese Aufbruchsstimmung gelten zu können.

Der ORF hat diese Rolle der Architektur und diese Symbolkraft von Anfang an verstanden. Generalintendant Bacher hat durch zahlreiche Veranstaltungen, vor allem auch im Baubetrieb, Reden und Einladungen, laufend dieses Selbstverständnis geprägt, dadurch auch die öffentliche Akzeptanz gewonnen und sich so in das öffentliche Gedächtnis hineingeschrieben.

Die Architektur, insbesondere der „öffentliche Teil“, hat einen wesentlichen Teil zu diesem Selbstverständnis beigetragen, dass es klar und richtig ist, diese Medienanstalt als Teil einer gesellschaftlichen österreichischen Identität neu zu errichten.

Der ORF hat eigene Fotos und Postkartenmotive herausgegeben, lässt Postkarten drucken, die das Selbstverständnis und das Technologieverständnis ausdrücken.

Vertreter von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wurden durch und in das Gebäude geführt. Nichts wurde dem Zufall überlassen, genaue Wegeführungen wurden seitens der Generalintendanz vorgegeben.

Die Vertreter von der European Broadcasting Unit werden angeschrieben, ob sie nicht Artikel über den ORF veröffentlichen wollen.

Auch die Architektur hat einen Anteil daran, dass der Mensch von der Straße versteht, dass hier und hinter dieser Institution neue Technik steht.

Das ORF Gebäude hat ein Bild von fortschrittlicher Technik vermittelt, auch wenn manche dieser Symbole als Platzhalter und Placebo zu verstehen sind (wie z. B. die formal stark ausgeprägten Ausblasrohre der Haustechnik im Dachgeschoß des Hauptriegels).

Trotzdem braucht man solche Symbole, denn es ist schwierig die Technik dem Außenstehenden zu vermitteln, insbesondere da sie ja vor allem in den Kollektorgängen des 1. und 2. UG, sowie in den technischen Aufnahmegeräten, der Fernsehtechnik und seiner dazugehörigen technischen Infrastruktur steckt.

Der ORF selbst hat dieses Bild des hohen Innovationsgrades durch die öffentliche Diskussion über zentrale Gerätetechnik, Aufnahmetechniken und die Anschaffung von „modernsten“ und effizienten Equipment geprägt.