Das Grundstück des ORF Zentrum auf dem Küniglberg sitzt auf dem Bergrücken des Küniglberges in einer Höhe von 257 m ü. d. M.
Das Fernsehzentrum liegt im landschaftlich besonders reizvollen Westen der Stadt auf einem weithin sichtbaren Hügel nahe dem Schloss Schönbrunn mit guten Zufahrten zur West- und Südautobahn.“
Roland Rainer, Beschreibung Fernsehzentrum Küniglber, Beschreibung vom 11.11.1968
Diese topographische Lage als eines von West nach Ost verlaufenden Höhenrückens gewährt einen Ausblick und Übersicht sowohl Richtung Norden als auch Richtung Süden.
Dieser Art Aussichts- und Kontrollpunkt auf einem Berg war auch die Grundlage der Entscheidung für die erstmalige Bebauung des Küniglberges durch die deutsche Wehrmacht, die dort 1938 eine Flakkaserne errichten ließ.
Flak-Kaserne
Wie aus dem Luftbildern ersichtlich, bestand die Anlage aus einer hofartigen Bebauung mit 2 Flügeln, die entlang einer Nord-Südachse angeordnet waren. Diese hatte jeweils im Süden und Norden eine Zufahrt/Eingang. An der Grenze zur Würzburggasse gegen Süden hin komplettierten zwei Türme mit einer dazwischenliegenden linearen Bebauung die Anlage.
Die West- und Ostseiten war gänzlich geschlossen, zusammen bildeten die zwei Flügel ein fast quadratische Anlage, die nur an der Nord- und Südseite jeweils Öffnungen (=Zufahrten) hatte.
Am 14. Mai 1938 erfolgte durch den Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Göring persönlich der Spatenstich zur Errichtung einer Flakkaserne.
Die für die Bebauung notwendigen Liegenschaften wurden durch die deutsche Wehrmacht nur teilweise „abgelöst“.
Nach Ende des Krieges wurde die Kaserne von der britischen Besatzungsmacht in Besitz genommen, im Jänner 1951 wurde eine kurze Start- und Landebahn für Kleinflugzeuge errichtet.
Am 6.5.1955 berichtet die Wiener Rathauskorrespondenz, dass
der Küniglberg von der britischen Besatzungsmacht geräumt und an die Vertreter des Wiener Magistrates übergeben wurde“.
Ansiedlung ORF-Zentrum Küniglberg
Schon im Laufe des Jahres 1959 begannen Überlegungen seitens der Stadt Wien, den Küniglberg für den ORF nutzbar zu machen.
Im Büro des damaligen Stadtbaudirektors der Stadt Wien, Prof. Roland Rainer wurde am 18. Juni 1959 zwischen den Vertretern der Stadt Wien, der Republik Österreich und des Bundesheeres das Problem der Nutzung dieser Liegenschaft diskutiert:
Prof. Dr. Rainer begrüßt die Erschienenen und geht in die Verhandlung ein.
Zunächst sollen drei Punkte für die Verhandlung festgelegt werden:
1.) Die städtebaulich notwendige Sanierung des Kasernengelände am Küniglberg
2.) Die Frage der Ansprüche der Landesverteidigung
3.) Das geplante Fernsehstudio am Küniglberg“
Rainer appellierte an alle Anwesenden der Sitzung das Vorhaben Fernsehzentrum am Küniglberg zu unterstützen:
Diese Verhandlungen sollen die Fortsetzung der bereits seit längerer Zeit anhängigen Verhandlungen über die umstrittenen Eigentumsverhältnisse mit dem Bund sein, die durch den Bau eines Fernsehstudios am leichtesten zu lösen sein würden.
Abschließend bittet Prof. Dr. Rainer um die Unterstützung aller Beteiligten, das Problem Küniglberg durch die Errichtung des Fernsehstudios zu lösen.“
Die Verhandlungen haben sich bis in das Jahr 1967 hingezogen, am 14.4.1967 wurde dann der Kaufvertrag zwischen der Stadt Wien und der Österreichischen Rundfunk Ges.m.b.H. um ÖS 225.000,00 abgeschlossen.
Dementsprechend meldete die Stadt Wien am 10.4.1967:
Flakkaserne am Küniglberg wird Fernsehstudio – Garantie für den Schutz des Landschaftsbildes.
Nach langwierigen Verhandlungen mit den zuständigen Bundesdienststellen hat man sich darauf geeinigt, die Eigentumsrechte an den 72.086 Quadratmeter umfassenden verbauten Flächen ohne weiteres Entgelt der Österreichischen Rundfunk Ges.m.b.H. zu übertragen, während die unbebauten Grundstücke vom Bund nicht beansprucht … werden …Die Österreichische Rundfunk Ges.m.b.H. erhält dadurch die Möglichkeit, ihre derzeit sehr unrationell über mehrere Bezirke verstreuten Fernsehabteilungen hier zu konzentrieren …
Für den Neubau der zentralen Fernsehstudioanlagen soll ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden. Die Rundfunkgesellschaft hat der Stadt Wien vertraglich ein Mitspracherecht an der Auswahl zu verwirklichenden Projektes eingeräumt.“
Der ORF hatte aber schon im Jahre 1965/66 begonnen, leer stehende Räume in der Kaserne zu beziehen, um
das Interesse an dem Objekt gegenüber der Stadt, Staat und den ansässigen Mietern zum Ausdruck zu bringen.“
Der ORF wollte ursprünglich auf dem Kasernengelände provisorische Gebäude errichten. Nach Einigung über den Kaufbetrag an die Alteigentümer wurde ein Raumprogramm erstellt (ein Teil des heutigen Raumprogramms am Küniglberg). Der damalige ORF Generalintendant Gerd Bacher hat dann im Sinne von Konzentration und Zusammenführung angeordnet, an diesem Standort ein Symbol der Erneuerung und der programmatischen Zusammenführung zu errichten. Der Auftrag an Roland Rainer wurde sodann freihändig vergeben.
Die Besiedelung erfolgte provisorisch (Archiv, Abwicklungsanlage, Meßdienst, Kulissenlager). Im Jahre 1967 bestätigte die neue Geschäftsführung, den Küniglberg zum Platz des künftigen ORF-Zentrums zu wählen und gab den Auftrag, die Realisierung intensiv in Angriff zu nehmen.
Die Arbeiten in Richtung einer umfassenderen provisorischen Besiedlung im Rahmen der Ausbaustufe I Küniglberg wurde 1967 und im Frühjahr 1968 fortgesetzt. Der damalige Plan sah vor, außer zwei Abwicklungsanlagen und einem Hauptkontrollraum auch der Aktuelle Dienst des Fernsehens samt Film-entwicklung, Schneideräumen, Synchronstudios und zwei Live-Studios sowie der Büros bis Ende 1968 bezugsfähig zu sein.
Im Sommer 1968 hat jedoch der Generalintendant im Anschluss an die Ernennung der beiden, für die Ausbaustufe II bestimmten Kontraktoren und im Hinblick auf den Umstand, dass die in Planung befindliche Ausbaustufe I in technischer Sicht Mängel auswies, die Planung und Errichtung der Ausbaustufe I gestoppt und den Auftrag gegeben, ein Gesamtkonzept Küniglberg zu erstellen und diesem die Baustufe I einzuordnen.
Ein diesbezügliches Gesamtkonzept und ein darauf aufgebautes Vorkonzept (T1-3 vom 21.5.1969) wurde am 29.5.1969 vorgelegt und von der Geschäftsführung im Sinne des Beschlußprotokolles von 2.6.1969 genehmigt.“
Die Wahl der Lage des ORF Zentrums auf dem Küniglberg, topographisch abgehoben, quasi „über der Stadt“ ist natürlich auch eine symbolische Geste. Es wird immer wieder die notwendige Autarkie (Strom, Wasser, etc.) betont, eine neues ORF Zentrum, das quasi „verteidigbar“ ist.
In diesem Zusammenhang nennt Roland Rainer das Gebäude im Rahmen seines Einführungstextes in der Broschüre zum ORF Zentrum das Gebäude sogar die „Betonburg am Küniglberg“.
Die endgültige Klärung der Fragen des Preises der Liegenschaft, der Aufschließungskosten, der notwendigen Änderung der Flächenwidmung, sowie die Einsprüche der Anrainer haben mehrere Jahre gedauert und haben dazu geführt, dass die Baugenehmigung nach §70 der Wiener Bauordnung viel später (nachdem schon fertiggestellt und bezogen war) a posteriori ausgestellt wurde.