Urbane geschichtliche Entwicklung des

BAN JELAČIĆ PLATZ

Standortuntersuchung für PuC Zagreb

Der Ban-Jelačić Platz steht symbolisch für die Stadtmitte Zagrebs und „de facto“ ist dieser Platz auch der Hauptplatz des Landes, denn mit diesem urbanen Ort ist die wechselvolle Geschichte Zagrebs und Kroatiens untrennbar verbunden.

Im 17. Jahrhundert angelegt sah er viele Machthaber kommen und gehen (s. u. Mauch, Zagreb). Dieser Platz hat eine hohe Symbolkraft für die Menschen.

Links unten ein Lithografie aus dem Jahre 1860 und rechts daneben eine Fotografie aus dem Jahre 1866 von Franjo Pommer. Der Platz ist noch unbefestigt, auf dem rechten Bild steht die Reiterstatue von Ban Jelačić.

Der Ausschnitt aus dem Regulierungsplan von 1865 zeigt in rot die Absicht der Anlegung der heutigen Straße Praška Ulica. Diese Straße ist die heutige Begrenzung des Eckgrundstückes von dem Haus Nr. 13. Die Position der Reiterstatue ist festgelegt und die Grundparzellen geteilt.

Der nächste große Einschnitt und Schritt der Veränderung bedeutete das Erdbeben vom 9. November 1880.

Dabei verloren etwa 3000, von den damals 30.830 Einwohnern, das Leben und es entstanden große materielle Schäden an den Häusern und Sakralbauten Zagrebs.

Auf der Erdbebenkarte sind die Schäden an der Stadt dargestellt.

Auch am Ban Jelačić Platz sind etliche Häuser zerstört worden, die neu aufgebaut werden mussten. Dieser Neuaufbau brachte höhere Häuser und andere Typologien hervor.

Auch die Liegenschaften Ban Jelačić Platz Nr. 12 und Nr. 13 waren von diesem Beben betroffen.

Das Haus auf Nr. 13 wurde zerstört und daher in Folge abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.

Das Haus auf Nr. 12 wurde 1876 errichtet und hat das Erdbeben mit leichten Beschädigungen überstanden. Der Haupttrakt ist in seiner baulichen Grundsubstanz (bis auf später eingefügte Änderungen im Haupttrakt zum Platz hin) noch in seinem heutigen Erscheinungsbild.

Auf der Fotografie aus dem Jahre 1890 ist das Haus Nr. 13 (Eckhaus zu Praška Ulica) schon neu errichtet, daneben steht das Haus Nr. 12, das das Erdbeben im Haupthaus überstanden hatte.

Der Umbau des Platzes schreitet mit fortnehmender Industrialisierung voran und die Häuser rund um den Platz nehmen immer städtischere Formen an und werden in den damals populären Architekturstilen errichtet.

In den 20er und 30er Jahren fand eine Überformung/Änderung des Bestandes statt, teilweise wurden Liegenschaften zusammengelegt bzw. Altbestand abgebrochen.

Unten eine Postkarte aus dem Jahre 1925 sowie ein Luftbild aus dem Jahre 1933, aus denen diese Veränderungen ersichtlich werden.

Nach dem zweiten Weltkrieg ließen die Kommunisten unter Tito die symbolträchtige Reiterstatue entfernen und der Platz wurde zum Platz der Republik.

Erst nach der politischen Wende 1990 ließ die damalige politische Führung die Reiterstatue wieder aufstellen, die Statue wurde allerdings um 180 Grad verdreht aufgestellt.

Analyse der historischen Entwicklung des Baubestandes

Der derzeitige Bestand ist auf der unten angeführten Ansicht vom Ban Jelačić Platz aus gesehen (Foto und Ansicht) dargestellt.

Die Häuser stellen die südliche Begrenzung des Platzes dar.

Beide Häuser sind aneinander gebaut und auf mehreren Ebenen miteinander verbunden.

Haus Nr. 12 hat nur eine Fassade zum Platz. Eine Durchfahrt in den Innenhof erschließt dort weitere Bauteile.

Haus Nr. 13 ist das Eckhaus zur Praška Ulica und hat seine Längsseite als Fassade zur Praška Ulica.

Haus Nr. 12

Das Haus Nr. 12 wurde im Jahre 1876 von Ivan Plochberger für den Anleger Baron Jovan Živković gebaut.

Das ursprüngliche Haus war ein 4-geschossiges Haus (Erdgeschoß + 3 Obergeschoße).

Die Anlage des Gebäudes war U-förmig, wobei der wesentliche Haupttrakt Richtung Ban Jelačić Platz ausgerichtet war. Die seitlichen Flügel zum Innenhof waren schmal und für Nebenräume konzipiert.

Die Fassade war im Erdgeschoß als Rustikafassade mit bogenförmigen Öffnungen ausgeführt, wobei die Achsen der Bögen korrespondierend mit denen der darüber liegenden Fensterachsen waren. Die jeweils äußeren Fensterachsen wurden über die Fassadenhöhe als Risalite ausgeführt.

Das Haus Nr. 12 hat das oben angeführte große Erdbeben von 1880 „leicht beschädigt“ überstanden (siehe Karte). Im Zuge der Sanierungsarbeiten wurden die Seitenflügel und die Anbauten in den Innenhöfen bis 1900 laufend erneuert.

 

Auf dem Luftbild der Postkarte (um 1900) ist die Ausführung des Erdgeschoßes mit den Bögen zu erkennen, sowie die Fassadengestaltung zum Ban Jelačić Platz hin.

Im Jahre 1927 wurden das Erdgeschoß (inklusive Fassade) und die Innenräume umgebaut. Die Form der Öffnungen in der Erdgeschoßfassade zum Ban Jelačić Platz wurde im Umbau von 1927 von Bögen zu rechteckigen Ausnehmungen geändert. Im Hof wurden Zubauten ergänzt.

In der Postkarte von 1935 ist dieser Umbau im Erdgeschoß zum Platz hin erkennbar, ebenso in dem Foto von 1945.

Diese Fassade im Erdgeschoß wurde im Laufe der folgenden Jahre noch des Öfteren den Notwendigkeiten der Geschäfte angepasst und adaptiert.

Im Jahre 1952 hat nach Angaben des Eigentümers eine Sanierung – Rekonstruktion der Baulichkeiten stattgefunden und im Jahre 2004 und 2005 wurden die Dachböden des Straßentraktes und des Hofflügels ausgebaut.

Haus Nr. 13

Das Haus Nr. 13 wurde im Jahre 1882 für den Eigentümer Emanuel Girolamo als neues Haus gebaut, nachdem das alte Haus 1880 von dem Erdbeben so schwer beschädigt wurde, dass es abgerissen werden musste.

Der Architekt Jambrišak (der Architekt des Vorgängerhauses) entwarf ein dreigeschoßiges Haus mit übereinander gestellten bogenförmigen Fenster- und Fassadenelementen. Auf einer 4-reihigen Achsenanordnung im Erdgeschoß saßen in den zwei Obergeschoßen fünfreihige Fensterachsen darüber.

Die größeren Öffnungen im Erdgeschoß stellten die Verbindung zum öffentlichen Platz dar. Der Hauptgang im Erdgeschoß wurde mit einer größeren Öffnung versehen.

Das Haus führt die Fassadenordnung in die Seitenstraße weiter, die Abschrägung am Eck unterstützt die Bewegung zum Platz und die bauplastische Absicht.

Die Lithographie aus dem Jahre 1884 und das Foto aus dem Jahre 1890 zeigen die repräsentative Wirkung dieses Hauses.

Im Unterschied zu dem heutigen Bestand reichte das Haus aber nicht so tief in Richtung der Seitenstraße Praška Ulica (heutiger Name, damals Ulica Marije Valerije).

Auf dem Foto unten zeigt der Blick in die Praška Ulica, dass das ursprüngliche Haus Nr. 13 nur noch 6 Fassadenachsen in die Seitenstraße reichte.

Am Ende des Hauses in der Praška Ulica bildet bei der letzen Achse ein Risalit den Abschluß zum Nachbarhaus aus. Das Nachbarhaus war auf einer anderen Liegenschaft, nicht in Verbindung mit Haus Nr. 13 und bedeutend niedriger.

Auf der Fotografie von 1908 ist der Übergang zum Nachbarhaus in der Praška Ulica gut zu sehen.

Ebenso auf der Postkarte von 1909, die einen Blick aus der Praška Ulica in Richtung Ban Jelačić Platz zeigt. Auf der rechten Straßenseite sieht man den Übergang von Haus Nr. 13 zum davorliegenden Nachbarhaus.

 

Die Postkarten von 1909 und 1910 geben noch einmal den Eindruck vom Hauses Nr. 13 zum Ban Jelačić Platz hin.

Seit 1912 war in dem Haus eine Tochter der Kroatischen Landesbank (Hrvatska zemaljska banka d. d.) angesiedelt und der spätere Hausbesitzer Zahnarzt Dr. Žiga Altstätter hat das Haus mehrfach für die Bedürfnisse der Bank anpassen lassen.

Architekt Fischer hat 1925 die Aufgabe bekommen, das bestehende Haus mit der Nachbarliegenschaft zu verbinden und zu einem Haus zu vereinen.

Fischer griff in der Fassadengestaltung zu drastischen Mitteln und stellte der Fassade zum Ban Jelačić Platz einen 3-achsigen Portikus davor. Die Säulen dieser Fassadenarchitektur wurden dann mittels Konsolen in die Erdgeschoßzone eingebunden.

Die Fassade zum Ban Jelačić Platz wurde durch einen Umbau des Altbestandes komplett neu organisiert, die Ordnung der übereinandergestapelten Bögen aufgegeben.

In den zwei Fotografien aus dem Jahre 1930 ist der Zustand nach dem Umbau ersichtlich. Die Fassade zur Praška Ulica hatte dann durch den Einbezug des Nachbarhauses eine neue (viel größere) Dimension und wurde in der Gestaltung zur Hauptfassade.

In der Praška Ulica gestaltete der Architekt Fischer einen 5-achsigen Mittelrisalit mit einer vorgesetzten Säulenordnung. Dieser „Mittelblock“ schloss oben mit einem großen Kapitell und darüber liegenden Steinfiguren ab. Der Mittelblock besaß zur Betonung auch noch einen überhöhten Dachstuhl.

Im Grundriß wurde der „Kern“ des Hauses Nr. 13 mit einbezogen, wobei dieser stark umgebaut wurde. Im Wesentlichen blieben die Außen- und Mittelmauern erhalten. Neue Stiegen und die vorher beschriebenen Änderungen in der Fassade wurden durchgeführt.

In dem Grundrißplan von 1927 ist rot umrandet der „Kern“ des Hauses von 1883 eingetragen, den Fischer umgestaltet hat. In der Erweiterungsfläche hat Fischer einen auf Säulen getragenen Kassensaal mittig platziert. Der Kassensaal reicht über zwei Geschoße und ist mit einem Glasdach ausgeführt, um Tageslicht von oben zu erzielen.

Im Schnittplan der Einreichung von 1925 ist der Mittelblock mit den vorgestellten Säulen, den darüber liegenden Kapitell und Figuren zu sehen.

Der Kassensaal liegt im „Innenhof“, damit Tageslicht von oben lukriert werden kann.

Da sowohl der Ban Jelačić Platz als auch die Praška Ulica in der Höhenlage nicht horizontal verlaufen, hatte Fischer mit den verschiedenen Höhen zu kämpfen. Daher sind bei den Eingängen jeweils Stufen zu überwinden.

Innerhalb des Gebäudes sind zusätzlich etliche Stufen angeordnet (45cm Höhenunterschied) um die Niveaus der einzelnen Geschoße in den Griff zu bekommen.

In dem Foto von 1935 ist noch einmal die plastische Fassadengestaltung mit dem „Mittelblock“ in der Praška Ulica schön zu erkennen.

Der Plan des 1.OG von 1925 zeigt die vorgestellten Säulen, im linken Teil den Kern des alten Hauses.

Architekt Fischer hat dann noch zusätzlich Verbindungsstiegen eingeplant, um die Niveausprünge zu koordinieren.

Im Rahmen der Bautätigkeit ist dann der Dachboden des Mittelblockes noch genutzt worden, indem eine zusätzliche Ebene eingezogen wurde.

Rund um den Lichthof des Kassensaales im Innenhof hat Fischer dann die Büroräume organisiert, im alten „Kern“ ist ein neues Stiegenhaus eingesetzt worden.